07 Feb Internationaler Frauentag 2024
Worum geht es am 8. März wirklich?
Der 8.März ist ein politischer Tag, die Forderungen nach Gleichberechtigung in allen Bereichen ist aktueller denn je. Frauen möchten an diesem Tag keine Schokolade oder Blumen, sondern gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit, keine sexuelle Belästigung im öffentlichen, privaten oder Arbeitsbereich, mehr Forschung über Frauengesundheit usw. die Liste ist lang, die Fortschritte leider gering.
Um dazu ein sichtbares Zeichen zu setzen, wurde am Vormittag des 7. März mit vielen Engagierten aus dem Bezirk die „Frauentagsfahne“ auf dem Perger Hauptplatz gehisst.
Am Abend lud die Frauenberatung Perg zu einer feministischen Lesung mit Beatrice Frasl aus ihrem Buch „Patriarchale Belastungsstörung“ in eine ausreservierte Konditorei Stöger ein.
Die Autorin beschäftigt sich in ihrem 400 Seiten starken Sachbuch mit dem Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen und Geschlecht. Auf die Frage was das Patriarchat mit psychischen Erkrankungen zu tun hat? Antwortet Frasl: „Sehr viel“, und nennt dabei strukturelle Benachteiligung von Frauen als einen großen Einflussfaktor.
Belastungs- und Risikofaktoren für die Gesundheit von Frauen sind:
Frauen haben signifikant weniger finanzielle Ressourcen zur Verfügung und sind öfter von Armut und Ausgrenzung betroffen (Gender-Pay-Gap 12,4% – in Europa ist nur Estland schlechter als Österreich; Pension-Pay-Gap 40,55%), Einkommen sind oft nicht existenzsichernd auch bei Vollzeit, Frauenberufe und Branchen sind häufig trotz Systemrelevanz schlecht bezahlt und unterbewertet. Auch gibt es Studien die nachweisen dass sich das Lohnniveau in Berufen senkt, wenn deutlich mehr Frauen in diesem Bereich arbeiten, auch wenn dieser Arbeitsbereich vorher besser bezahlt wurde.
Überlastung durch Doppel- und Mehrfachbelastungen: Frauen tragen den Großteil der unbezahlten familiären Sorgearbeit, hinzu kommt die Last der vielen unsichtbaren Aufgaben in der Familie- „Mental load“ (Überblick u. Koordination über Termine, Schule, Kiga, Arzt, Geschenke, Geburtstage, emotionale Fürsorge- und Beziehungsarbeit für Kinder, Partner, Eltern, usw…) Der Equal Care Day 29.2. macht darauf aufmerksam, dass Männer durchschnittlich 4 Jahre bräuchten, um die gleiche unbezahlte Care Arbeit zu leisten wie Frauen.
Frauen sind im größeren Ausmaß von körperlicher und sexualisierter Gewalt in Beziehungen betroffen. In Österreich ist jede dritte Frau von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Jede vierte Frau ab dem 15 Lebensjahr ist von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz betroffen, und jede fünfte Frau ab dem 15 Lebensjahr von Stalking. 2023 gab es an der Spitze der Gewalt gegen Frauen 26 Femizide.
Auch für schwangere Frauen ist es gefährlich- so ist das größte Komplikationsrisiko in Schwangerschaften die Gefahr von Übergriffen durch den eigenen Partner/den Vater des ungeborenen Kindes.
Wenn man sich die vorgelegten mit Zahlen untermauerten Studien der Autorin anhört, fragt man sich, wie manche Frauen, vor allem Mütter und Alleinerzieherinnen es schaffen nicht depressiv zu werden. Dazu passen auch vielzitierte Studien, die zeigen, dass die Institution Ehe Männer psychisch gesünder, Frauen psychisch ungesünder macht.
Die Autorin betont auch die Belastung, die Männer durch die patriarchalen Strukturen unserer Gesellschaft erleben – der Großteil der männlichen Suizidopfer hatte vorab keinen Kontakt mit dem Gesundheitssystem, da sie ja als „starke Männer“ gelten müssen, die keinerlei Hilfe benötigen
Was können wir tun?
Es reicht nicht, psychische Krankheit und Gesundheit als ein Problem von Individuen zu sehen. Es braucht Maßnahmen, die zu einer gerechteren Verteilung von Arbeit führen, Maßnahmen, die die psychische Gesundheit von Frauen und Männern fördert, es braucht Maßnahmen, welche die strukturellen Diskriminierungen von Frauen beseitigen, es braucht einen umfassenden Umbau unserer Gesellschaft, so Frasl.